Disco Fieber im Gymnasium Trostberg

05.08.2025

Blaulichtkräfte plaudern aus dem Nähkästchen

Aktionstag am Trostberger Gymnasium Erfahrungsberichte und Schauübung Trostberg.

Das Schuljahr endete für etwa 180 Schülerinnen und Schüler des TrostbergerHertzhaimer-Gymnasiums mit einem ganz besonderen Aktionstag. Die heimischenRettungskräfte gestalteten zusammen mit der Schule einen Aktionstag unter dem TitelDisco-Fieber“. Dabei plauderten erfahrene Einsatzkräfte zunächst aus demNähkästchen und berichteten unter anderem über ihre Erlebnisse bei Unfällen in deneninsbesondere junge Autofahrer betroffen waren. Den zweiten Teil des Vormittags bildeteeine realistische Einsatzübung von Feuerwehr, Polizei und Rettungsdienst, bei der amEnde sogar die Handschellen beim betrunkenen Unfallfahrer „klickten“.Der Aktionstag beschäftigte sich mit den Folgen von Alkohol- und Drogenkonsum imStraßenverkehr und wird am Trostberger Gymnasium alle drei Jahre durchgeführt. „Wirhaben das Ziel, die jungen Menschen zu sensibilisieren und ihnen anhand vonpraktischen Beispielen die möglichen Folgen aufzuzeigen“, informiert derHauptorganisator und Lehrer Lars Nielsen. Dabei betraten Vertreter der Polizei, desRettungsdienstes und der Feuerwehr aber auch von der Krisenseelsorge und von derStaatsanwaltschaft die Bühne, um den Zuhörern aus ihrem persönlichen Erlebnisschatzzu berichten.„Horrorunfall der sich bei mir eingebrannt hat“Eines vereinte die Vorträge, bei allen Rednern hätte man in der Aula eine Stecknadel fallenhören können. Darüber hinaus wurde sehr deutlich, dass sich innerhalb von Sekundendas Leben von sich selbst oder von anderen Menschen verändern kann. „Ich selbst habevor vielen Jahren einen guten Freund auf tragische Weise durch einen Verkehrsunfallverloren“, berichtete Lars Nielsen und betonte, „dieser hat seine Familie und eineFreundin zurück gelassen für die sich von einer Sekunde auf die andere das Lebenveränderte. Deshalb stehe ich heute hier, weil ich seinen Studienplatz fürs Lehramterhalten habe, sonst wäre er an meiner Stelle da“.Polizeihauptkommissar Michael Doppelberger berichtete hingegen von einem„Horrorunfall, der sich bei mir eingebrannt hat“ und erzählte, wie er bei einemnächtlichen Einsatz mit seinem Kollegen an der Einsatzstelle war und auf zwei toteJugendliche und einem Unfallfahrzeug getroffen ist. Sehr eindringlich schilderte er auchseine Erlebnisse, wie er den Eltern mitten in der Nacht die Todesnachricht überbringenmusste und auf welche Emotionen sie dabei gestoßen sind. „Übernehmt Verantwortung,für euch und für eure Familien und Freunde“, appellierte der erfahrene Beamte an dieZuhörer.Feuerwehr und Rettungsdienst: „Ein junger Mensch darf nicht sterben“

„Wir bei der Feuerwehr sind alle Ehrenamtliche, die bei Unfällen aus dem Alltagherausgerissen werden“, informierte Josef Grundl von der Feuerwehr Trostberg.Zusammen mit Helmut Frank vom Bayerischen Roten Kreuz den Ablauf einesVerkehrsunfalls aus Sicht von Feuerwehr und Rettungsdienst schilderte. Beideschilderten sehr deutlich, was es bedeutet bei schweren Verkehrsunfällen auf jungeMenschen zu treffen. „Auch wenn wir bei Reanimationen vielleicht eine Chance von 1:100gegen uns haben versuchen wir alles um das Leben zu retten ein junger Mensch darfnicht sterben“, so eine der Aussagen. „Deshalb versuchen wir alles, um die Patienten soweit zu stabileren und sie schnellstmöglich ins Krankenhaus zu bringen“, so der erfahreneRettungsdienstler Helmut Frank. Sie kamen zu dem Schluss, „wir sind im Notfall für euchda aber überlegt euch immer, was ihr tut“.Die Lehrerin Barbara Kastenbauer richtete ihren Blick von ihrer Aufgabe in derKrisenseelsorge im Schulbereich (KiS) auch in das Schulleben und erzählte davon, wases bedeutet, wenn ein junges Leben aus einer Klassengemeinschaft gerissen wird. „Wirleisten hier Erste Hilfe für die Seele“ betonte sie und schilderte einige Erlebnisse desBeistandes nach traumatisierenden Ereignissen. Dabei wurde deutlich, keine Situationgleicht der anderen und „es ist wichtig da zu sein und die Situation gemeinsamauszuhalten“.Der Blick eines Staatsanwaltes auf TrunkenheitsfahrtenEinen spannenden Blick über die Tragweite „einer unüberlegten Sekunde“ lieferte MarkusAndrä von der Staatsanwaltschaft Traunstein. Er referierte über einen Fall, bei dem einFußgänger durch eine Trunkenheitsfahrt so schwer verletzt wurde und in weiterer FolgeSchmerzensgeldzahlungen, lebenslange medizinische Therapien, der Arbeitsverlust, derHausverkauf und sogar der Verlust einer Freundschaft die Folgen waren.„Trunkenheitsfahrten sind keine Kavaliersdelikte. Setzt euch unter Alkoholeinfluss nichthinters Steuer und steigt auch nicht als Mitfahrer ein, wenn der Fahrer getrunken hat“,appellierte der Oberstaatsanwalt an die Zuhörer.Zwischen den Vorträgen wurden verschiedene Schulungsvideos präsentiert, die aufunterschiedliche Gefahren gerade von jungen Autofahrern hinweisen und mitunter sehrplastisch die Szenen von Verkehrsunfällen zeigten. Unachtsamkeit,Selbstüberschätzung, Smartphone-Gebrauch, aber auch Alkohol- und Drogenfahrtenwurden dort präsentiert. Alles mit dem Ziel, die Schülerinnen und Schüler derKlassenstufen zehn bis zwölf zu sensibleren.Schulsanitäter waren in die Übung eingebundenDen Abschluss des Vormittags bildete eine Einsatzübung von Feuerwehr, Rettungsdienstund Polizei, bei dem ein mit jungen Menschen besetzter PKW gegen einen Laternenmastgeprallt war. Dabei waren auch die Schulsanitäter des Hertzhaimer-Gymnasiumseingebunden, die gerade in der Anfangsphase die Ersthelfer darstellten und mit derReanimation einer Mitfahrerin begonnen haben.

Andere wiederum kümmerten sich um das Absetzen des Notrufs und telefonierten dabeizu Schulungszwecken mit dem Disponenten der Integrierten Leitstelle in Traunstein. Diegesamte Übung wurde über Lautsprecher moderiert, so dass die Zuschauer viele wichtigeHintergrundinfos zu den Abläufen erhielten. Die vier Insassen des Unfallwagens wurdendabei von Anna Heimbach aufwendig geschminkt. Zerrissene Kleidung, blutendeWunden, kreidebleiche Gesichter und die schauspielerische Leistung der Protagonistenhatte das Szenario sehr realitätsnah wirken lassen.Reanimation wurde eingestelltBinnen weniger Minuten nach dem Notruf fuhren mit Blaulicht und Martinhorn zweiFeuerwehrfahrzeuge, ein Rettungswagen sowie ein Polizeiauto vor. Zahlreiche Helfer derBlaulichtorganisationen, darunter auch zwei Notärzte aus dem Krankenhaus Trostberg,beteiligten sich an der Schauübung. Die Feuerwehrleute konzentrierten sich in ersterLinie um die technische Rettung und brachten dabei auch schweres Gerät zum Einsatz,um beispielsweise das Dach des PKW zu entfernen und damit die verletzte Beifahrerinretten zu können.Die Helfer des Rettungsdienstes leisteten medizinische Hilfe und kümmerten sich um dieVersorgung der Unfallbeteiligten. Ein sehr eindrücklicher Moment war dabei dasEinstellen der Reanimation. Wenn es sich auch nur um eine Puppe gehandelt hat, war denZuschauern die Betroffenheit sichtlich anzusehen, als die Rettungskräfte nacherfolgloser Reanimation ein Tuch über diese gezogen und eine Kerze aufgestellt haben.Betrunkener Fahrer wurde an Ort und Stelle festgenommenDie Polizeibeamten demonstrierten anschließend ihre Aufgaben bei Verkehrsunfällen, diebeispielsweise in der Spurensicherung oder in Zeugenbefragungen liegen. Das detaillierteDrehbuch sah sogar vor, dass beim sichtlich alkoholisierten Unfallfahrer noch vor Ort dieHandschellen „klickten“ und er an Ort und Stelle festgenommen wurde. In der etwaeinstündigen Übung wurde deutlich, wie viele Helfer bei schweren Unfällen nötig sind undwie alle Maßnahmen Hand in Hand laufen müssen, damit den Betroffenen schnell undprofessionell geholfen werden kann.Mehrere Schülerinnen und Schüler bestätigten am Ende, „diesen Tag werden wirsicherlich in Erinnerung behalten“, beziehungsweise „mit diesen Erlebnissen werden wirsicherlich in Zukunft unsere Entscheidungen anders treffen“. Die beteiligten Vertreter derBlaulichtfamilie“ ziehen am Ende ebenfalls ein positives Fazit. „Wenn wir durch diesenAktionstag nur einen einzigen Unfall verhindern können, dann ist das ein großer Gewinnfür uns alle“ fasste es Trostbergs Kommandant Hans-Peter Heimbach beispielsweisezusammen.Schulleiter Rudolf Schramm betonte hingegen, „es ist unser erklärtes Ziel, dass alleunsere Schülerinnen und Schüler in ihrer Schullaufbahn einmal an diesem Tagteilnehmen“ und ergänzt, „wir wollen natürlich, dass die jungen Leute ihr Leben genießen

und auch mal Party machen sollen. Dennoch wollen wir uns als Schulfamilie auch mitmöglichen Folgen vertraut machen und sie über die Gefahren von Alkohol und Ablenkungim Straßenverkehr informieren. Dies ist aus meiner Sicht hier und heute einmal mehrgelungen“.

HobText und Bilder

Hubert Hobmaier

Kreisfeuerwehrverband Traunstein